“Ich mach alles für alle” – Warum diese Haltung deine Sichtbarkeit killt

Die bittere Wahrheit: Deine Website wirkt wie ein Bauchladen – und du weißt nicht was du tun sollst.
Du willst niemanden ausschließen. Verständlich. Schließlich ist dein Angebot vielseitig, du bist kompetent in mehreren Bereichen, und du hast keine Lust auf die nächste “spitz positionieren und nischig werden”-Litanei. Aber hier kommt der Haken: Wer versucht, alle anzusprechen, landet bei – genau – niemandem.
Was dann passiert, ist kein technisches Problem. Deine Website lädt schnell, dein Insta ist gepflegt, dein Angebot ist objektiv sinnvoll. Und trotzdem: keine Buchungen, wenige Anfragen, viel Schulterzucken. Warum?
Weil unklare Positionierung nicht neutral ist – sondern aktiv abschreckt.
Was deine Website wirklich sagt (auch wenn du es nicht schreibst)
Wenn du Begriffe wie “ganzheitlich”, “individuell”, “maßgeschneidert”, “für Unternehmen und Privatpersonen” oder “von A bis Z” verwendest, ohne konkret zu werden, dann sagt deine Seite Folgendes:
“Ich weiß selbst noch nicht genau, was ich eigentlich anbiete.”
“Ich will dich nicht überfordern – aber dafür nehme ich auch keine Haltung ein.”
“Bitte entscheide du, ob ich die Richtige bin – ich trau mich nicht, dich auszuschließen.”
Klingt hart? Ist es. Aber auch hilfreich. Denn was du wirklich brauchst, ist nicht mehr Reichweite oder bessere Tools. Sondern Klarheit.
Die wahren Gründe hinter deiner Positionierungs-Unsicherheit
Lass uns ehrlich sein. Du bist nicht “zu breit aufgestellt”, weil du planlos bist. Du bist es, weil du viel kannst – und gesehen werden willst. Du willst niemanden verlieren. Du willst für alle da sein, weil du weißt, wie sich Ausschluss anfühlt.
Doch diese Haltung, so empathisch sie auch ist, sabotiert dich.
Drei tieferliegende Ursachen, die ich in der Beratung immer wieder sehe:
Verwechslung von Offenheit mit Unschärfe
Offenheit bedeutet nicht, dich selbst zu verwässern. Du kannst zugänglich, inklusiv und präzise sein. Das eine schließt das andere nicht aus – im Gegenteil.Angst vor Entscheidungen
Sich klar zu positionieren heißt, Nein zu sagen. Und das tut weh. Denn wer Ja sagt zu „Coaching für alle“, muss Nein sagen zu Klarheit, Tiefe und Wiedererkennbarkeit.Unsicherheit über den eigenen Wert
Wenn du selbst noch nicht greifen kannst, was dich einzigartig macht, dann ist es logisch, dass du dich an allgemeinen Begriffen festklammerst. Leider sind das genau die Begriffe, die niemand googelt – und die keine Emotion auslösen.
Positionierung ist keine Einschränkung – sondern ein Resonanzverstärker
Stell dir deine Website wie ein Magnetfeld vor. Je breiter du das Feld spannst, desto schwächer wird die Anziehungskraft. Erst wenn du deine Pole klar definierst – wofür du stehst, wofür nicht, für wen du da bist, für wen nicht – wird das Feld stark.
Starke Positionierung bedeutet:
Menschen erkennen sich in deiner Sprache wieder.
Sie fühlen sich gemeint.
Sie entscheiden sich bewusst für dich – oder eben nicht. Und das ist gut so.
Denn Ablehnung ist nicht das Gegenteil von Sichtbarkeit. Beliebigkeit ist es.
Was du konkret tun kannst – ohne dich zu verbiegen
1. Stell dir diese radikal ehrliche Frage:
Wen will ich wirklich erreichen – auch wenn das bedeutet, andere auszuschließen?
Wenn du für neurodivergente Selbstständige arbeitest, schreib das hin. Wenn dein Angebot nur Sinn macht für kleine Teams mit Haltung, sag es. Menschen spüren, wenn du mutig bist.
2. Formuliere dein Angebot so, dass man es googeln kann
“Ganzheitliches Empowerment” klingt schön, aber niemand sucht danach. “Stressreduktion für Lehrer:innen mit Reizüberflutung” hat eine ganz andere Wirkung.
3. Sag öfter Nein – auch zu dir selbst
Du darfst Aufträge ablehnen. Du darfst Angebote eingrenzen. Du darfst auf deiner Website nicht alles zeigen, was du theoretisch kannst. Mach dir klar: Klarheit ist kein Ausschluss. Sie ist ein Angebot.
Fazit: Haltung zieht an – Unschärfe kostet Umsatz
Wenn du dich nicht traust, sichtbar klar zu sein, wirst du auf Dauer unsichtbar diffus bleiben. Menschen buchen nicht, was sie nicht verstehen. Und sie vertrauen niemandem, die/der sich nicht zeigt – echt, präzise, mit Kante.
Also hör auf, dich anzubieten wie ein Schweizer Taschenmesser. Werde lieber ein Skalpell.
Denn du bist nicht für alle da. Du bist für genau die Menschen da, die dich jetzt brauchen – aber dich erst finden, wenn du dich traust, dich zu zeigen.
Und das ist kein Marketing-Claim. Das ist dein Job.